01 · St. Matthew
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DIE VERBINDUNG ZU DER MUSIK UND THEMATIK ZUR BILDENDEN KUNST
Musik ist meine Leidenschaft.
Sie fließt durch die Ohrmuschel, über das Herz in die Hände, die sie übersetzen, zur Skulptur formen.
Die Matthäus Passion von Johann Sebastian Bach gehört zu meinen Favoriten.
Die erste Berührung mit dem Werk kam über das von John Neumeier im Jahr 1981 choreographierte Ballett.
Es greift die Thematik der Passion auf. Die Tänzer*innen agieren nicht nur als Repräsentanten der Charaktere der Passion, sondern transformieren visuell kollektive menschliche Erfahrung und Emotionen wie Trauer, Schuld, Erlösung und Mitgefühl.
Auch bei Gestaltung meiner Skulptur stehen diese universellen Aspekte des menschlichen Lebens mit Bewegung gepaart im Vordergrund.
Der Reiz liegt in der die Herausforderung ein starres Material optisch in Schwingung zu versetzten.
Ursprünglich während der Metamorphose der Materie befand sich das Metall im flüssigen Zustand, strahlte Licht aus und reflektierte es, konnte Grenzen und Form überwinden. So gesehen wird die „Seele des Metalls“ über die Formgebung sichtbar, Das kann als Metapher auf den Menschen übertragen werden.
Beim Modellieren, zunächst frei von jeglicher Intension, durch die emotionale Kraft der Musik geleitet, offenbarten sich mir im Prozeß vielfältige Schichten bzw. Interpretationsmöglichkeiten. Viele Werke erklären sich während der Entstehung.
Der Umriss gleicht einem Zepter, dem Symbol von Autorität und Herrschaft; die Passion thematisiert die Spannungen zwischen weltlicher und religiöser Macht. Die sich auffächernden Scheiben können hier für die Schichten menschlicher Emotionen und Erfahrungen stehen: Trauer, Verlust, Schuld, Erlösung. Sie spiegeln visuell, wie auch im Glauben praktiziert, Kontinuität und Wiederholung wider. Wie Jahresringe eines Baumes, sind sie Zeugen von Raum und Zeit, münden in einer Schneckenform und führen damit in die die Unendlichkeit.
In einer anderen Ansicht erahnt man eine, aufstrebende, in flatternden Tüchern gehüllte Figur, Tropfen, Tränen oder auch wehende Fahnen, die für Identität, Werte, Gemeinschaft und Legenden stehen. Dem Betrachter eröffnet sich eine detaillierte Vielschichtigkeit, ohne ins Verspielte abzurutschen.
Er ist eingeladen sich der Form hinzugeben, seine eigenen Assoziationen spielen zu lassen.
TECHNISCHE PARAMETER: VOM ENTWURF ZUR SKULPTUR; DIE UMSETZUNG EINES PENDANTS ZUR SKULPTUR
Alle meine skulpturalen Modelle sind von mir per Hand modelliert. Das Pendant und die Skulptur ST MATTHEW sind von der Matthäus Passion von Johann Sebastian Bach inspiriert. Die Musik fließt durch die Ohren, über das Herz in die Hände, die die Form aus einem Wachsblock schnitzen und modellieren.
Der erste Schritt ist die Erstellung des kleinformatigeren Anhängers, die Grundlage aus dem sich die Skulptur weiterentwickelt.
Das fertige Pendant wird eingescannt, mithilfe der CAD-Technik am Computer optimiert, in die gewünschte Größe der Skulptur hochskaliert und in Kunststoff ausgedruckt.
Von diesem hohlen Modell fertigt die Kunstgießerei eine Silikonform, aus der schließlich ein Wachspositiv entsteht. Um die Stabilität sicherzustellen, erhält die Wachsform mit einer Materialstärke von 4 mm einen Schamott-Kern. Während der verschiedenen Arbeitsprozesse kommt es zu Verlusten der Detailgenauigkeit, es gibt Nahtstellen, weshalb das Wachs nochmal mit Feilen und Schmirgelpapier sorgfältig retuschiert wird.
Im nächsten Schritt wird ein Angusssystem gesetzt, Zuläufe und ein Trichter, durch das später die flüssige Bronze in die Form läuft. Zusätzlich wird die Form mit Nägeln bestückt. Für jedes Objekt entwickelt der Gießer eine individuelle Lösung, um den nötigen Druck zu gewährleisten, sodass die Bronze vollständig einfließen kann.
In eine Holzverschalung aus vier Brettern, wird flüssiger kalter Schamott eingegossen, das Arbeitsstück darin versenkt, dass nur noch die Trichteröffnung herausschaut.
Die Bretter entfernt, wird der „Klotz“ jetzt vier Tage in den Trockenofen gestellt. Um Spannungsrisse zu vermeiden, erhöht sich die Temperatur schrittweise auf 450 Grad und wird dann konstant einen Tag gehalten. In diesem Prozess schmilzt und verdampft das gesamte Wachs und hinterlässt einen Hohlraum; die vorher angebrachten Nägel fungieren als jetzt als stabilisierende Hohlraumhalter. Die Form wird aus dem Ofen geholt, mit Holzbrettern und Schraubzwingen fixiert. Das flüssige Metall wird eingegossen, strömt zum Objekt und drückt dabei die Luft zum Hohlraum raus.
Der erkaltete Block wird vorsichtig zerschlagen, das Objekt freigelegt.
Jetzt werden am Metall die Gusskanäle entfernt, der Schamott – Kern im Objekt herausgelöst, die Löcher zugeschweißt und die Oberfläche komplett überarbeitet. Die blanke Bronzefarbe ähnelt einem sanften Rosegoldton. Meistens werden die Objekte anschließend patiniert.
ONE OF A KIND
Jedes Schmuckstück ist ein Unikat und variiert in Material und Proportion.
Handmodelliert und gefertigt von Susa Beck / Atelier München .